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BUCH HAFIS.

Sey das Wort die Braut genannt,
Bräutigam der Geist;
Diese Hochzeit hat gekannt
Wer Hafisen preist.



Beyname.


Dichter.

Mohamed Schemseddin sage,
Warum hat dein Volk, das hehre,
Hafis dich genannt?


Hafis.

Ich ehre,
Ich erwiedre deine Frage.
Weil, in glücklichem Gedächtniß,
Des Corans geweiht Vermächtniß
Unverändert ich verwahre,
Und damit so fromm gebahre
Daß gemeinen Tages Schlechtniß
|36| Weder mich noch die berühret
Die Prophetenwort und Saamen
Schätzen wie es sich gebühret,
Darum gab man mir den Namen.

Dichter.

Hafis drum, so will mir scheinen,
Möcht’ ich dir nicht gerne weichen:
Denn wenn wir wie andre meynen,
Werden wir den andern gleichen.
Und so gleich ich dir vollkommen
Der ich unsrer heil’gen Bücher


Herrlich Bild an mich genommen,
Wie auf jenes Tuch der Tücher
Sich des Herren Bildniß drückte,
Mich in stiller Brust erquickte,
Trotz Verneinung, Hindrung, Raubens,
Mit dem heitren Bild des Glaubens.


Entstehung: 26.06.1814,
Originalpaginierung: 35
Johann Wolfgang von Goethe
West–oestlicher Divan
Stuttgart 1819


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